Ergebnisse & Perspektiven des Marxismus

Einige ökonomische Grundbegriffe des Kapitalismus

Die folgende Übersicht grundlegender Begriffe der marxistischen Ökonomie ist übersetzt aus The „law of the falling tendency of the rate of profit“ (zu Deutsch: Das „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“) von Shane Mage, 1963 als Dissertation erschienen und 2020 auf dieser Website in neu aufbereiteter Form veröffentlicht.

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Glossar von Begriffen und Beziehungen

Wert: Der Wert des Produkts einer kapitalistischen Wirtschaft ist ein Begriff, der von Marx in zwei Bedeutungen verwendet wird, Nettowert und Bruttowert.

  1. Nettowert (YY): Der Nettowert des Jahresprodukts wird durch den Aufwand an produktiver Arbeit bestimmt, die für seine Herstellung erforderlich ist, quantitativ definiert als die Anzahl der von den Arbeitern in der Produktion und den produktionsbezogenen Bereichen geleisteten Arbeitsstunden. Der Strom des Nettowerts ist identisch mit der Summe der beiden folgenden Ströme:1

    • Variables Kapital (vv): Die Lohnkosten des Arbeitsaufwands in der Produktion und den produktionsbezogenen Bereichen.

    • Mehrwert (ss): Das gesamte Netto-Faktoreinkommen der Produktionsfaktoren außer der Arbeit.2

    Yv+sY \equiv v + s

  2. Bruttowert (PP): Der Bruttowert des Jahresprodukts ist die Summe seines Nettowerts plus einem zusätzlichen Strom:

    • Konstantes Kapital (cc): Die Summe der Gemeinkosten3 (ohne Vermögensentschädigung) und des Kapitalverbrauchs. (Anmerkung: Trotz seiner Bezeichnung ist dies stets als Strom zu betrachten.)

      PY+cP \equiv Y + c

      Geldströme können in Wertströme umgewandelt werden mittels des impliziten Wertgehalts der Preiseinheit, der durch das Verhältnis des Nettowerts (YY) zum Geldnettoeinkommen der produktiven Arbeiter und der Eigentümer der anderen Produktionsfaktoren gegeben ist.

Kapitalstock4 (CC): Kapital ist der Wert, nach Abschreibungen, des Bestands an produktiven Ressourcen in Privatbesitz, die von kapitalistischen Unternehmen benutzt werden.

Arbeitsproduktivität: Wie der Wert hat die Arbeitsproduktivität sowohl eine Brutto-, als auch eine Netto-Bedeutung.

  1. Bruttoproduktivität: Brutto-Arbeitsproduktivität ergibt sich aus der Summe des Realprodukts pro Einheit produktiven Arbeitsaufwands.

  2. Nettoproduktivität der Arbeit (Π\Pi): Die Nettoproduktivität der Arbeit ist das Verhältnis des Realeinkommens der produktiven Arbeiter und der Eigentümer anderer Produktionsfaktoren zum produktiven Arbeitsaufwand.

Organische Zusammensetzung des Kapitals (QQ): Die organische Zusammensetzung gibt das Kapital pro Arbeiter an – d.h. das Verhältnis von Kapitalstock zu produktivem Arbeitsaufwand, QCYQ \equiv \frac{C}{Y}. Der Zahlenwert dieser Größe hängt von der Zeitperiode ab, in der der Strom YY gemessen wird, und kann als die Anzahl der im Kapitalstock verkörperten Produktionsperioden betrachtet werden. Dieses Verhältnis, das in Arbeitswerteinheiten ausgedrückt wird, spiegelt nach Marx letztlich das technologisch bedingte Verhältnis von Realkapital (in „physischen“ Einheiten) zu Arbeitsaufwand wider (letzteres Verhältnis wird von Marx als technische Zusammensetzung des Kapitals bezeichnet).

Rate des Mehrwerts (ss'): Die Mehrwertrate ist das Verhältnis zwischen den Strömen Mehrwert und variables Kapital, s=svs' = \frac{s}{v}. Dieses Verhältnis wird bestimmt durch das Verhältnis zwischen der Nettoproduktivität der Arbeit und dem Reallohn, s+vv(=1+sv=1+s)\frac{s + v}{v} (= 1 + \frac{s}{v} = 1 + s'). Ausgehend von der Gesamtzahl der geleisteten produktiven Arbeitsstunden bestimmt die Mehrwertrate die Menge des Mehrwerts: s=Yv=Yss=Y1+1s=Y(s1+s)s = Y - v = Y - \frac{s}{s'} = \frac{Y}{1 + \frac{1}{s'}} = Y \left(\frac{s'}{1 + s'}\right)

Die Profitrate (pp'): Die Marxsche Profitrate ist die durchschnittliche Nettorendite der Investitionen in kapitalistischen Unternehmen, das Verhältnis von Mehrwert zum Kapitalstock, p=sCp' = \frac{s}{C}. Diese Rate wird durch das Verhältnis zwischen der Rate des Mehrwerts und der organischen Zusammensetzung des Kapitals bestimmt: sC=Y(s1+s)YQ=sQ(1+s)\frac{s}{C} = \frac{Y \left(\frac{s'}{1 + s'}\right)}{YQ} = \frac{s'}{Q(1 + s')}

Tendenzieller Fall der Profitrate: Die inkrementelle Profitrate dsdC\frac{ds}{dC} (gleichbedeutend mit der Grenzleistungsfähigkeit der Investitionen) ist der Anstieg des gesamten Vermögenseinkommens pro zusätzlicher Einheit der Nettoinvestitionen. Marx behauptet, dass alle Nettoinvestitionen dazu tendieren, das Kapital pro Person zu vermehren. Wenn die Mehrwertrate fix ist (d.h. wenn sich Produktivität und Reallohn im gleichen Verhältnis ändern), muss die Kapitalakkumulation daher eine sinkende Profitrate erzeugen, da dpdQ=sQ2(1+s)\frac{dp'}{dQ} = -\frac{s'}{Q^2(1+s')}

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